Foto: D. Weise

Objekt des Monats Januar

Bauzeichnung Schachtkomplex Kaiserin-Augusta-Schacht

Wir leben im digitalen Zeitalter. Smartphones, Tablets oder Computer erstellen in kürzester Zeit Bilder, Pläne oder Skizzen. Der Bediener oder die Bedienerin des Geräts ist lediglich für die Eingabe der richtigen Daten zuständig. In der Arbeitswelt des beginnenden 20. Jahrhunderts war das Bild im wahrsten Sinne des Wortes noch ein ganz anderes. Ein sehr schönes Beispiel dafür und aus diesem Grund das erste Objekt des Monats 2020, ist eine Architekturzeichnung von Förderturm, Schachthaus, Umformerhalle und Mannschaftsbad des Kaiserin-Augusta-Schachtes aus dem Jahr 1922.

Der Schöpfer des Dokuments war kein geringerer als der bekannte Chemnitzer Architekt Erich Basarke. Der aus Westpreußen, heute Polen, stammende gelernte Maurer war 1878 in Graudenz an der Weichsel geboren worden und hatte später in Dresden ein Studium der Architektur absolviert. Zusammen mit einem Kollegen, Alfred Zapp, gründete er in Chemnitz das Architekturbüro Zapp & Basarke. Seine charakteristische Industriebauweise prägt noch heute besonders das Bild der Stadt Chemnitz mit Bauten wie dem Bankgebäude der Deutschen Bank am Falkeplatz, der Kauffahrtei im Stadtteil Helbersdorf, dem Stauwerk der Wanderer-Werke AG in Schönau oder den Gebäuden der Werkzeugmaschinenfabrik Schubert & Salzer mit dem markanten Uhrenturm. Darüber hinaus tragen noch zahlreiche weitere Bauwerke in Sachsen und Deutschland seine Handschrift.

In Oelsnitz sollten es der noch heute weithin sichtbare Förderturm und die genannten Schachtgebäude sein. Zu Beginn der 1920er Jahre strengte die erst kurz zuvor gegründete Gewerkschaft Gottes Segen als eine ihrer ersten Maßnahmen den Umbau der Förderanlage des Kaiserin-Augusta-Schachtes an. Für die Arbeiten hatte der Grubenvorstand zunächst die Carlshütte in Waldenburg-Altwasser in Schlesien beauftragt. Deren Entwurf eines Förderturms entsprach jedoch ganz und gar nicht den Vorstellungen der Auftraggeber. Hierzu ist es wichtig zu wissen, dass 92% der Anteile der Gewerkschaft Gottes Segen dem Freistaat Sachsen gehörten und die neue Gestalt der Anlagen auch dessen „Gesicht“ repräsentierte. So entschied man sich kurzer Hand um und engagierte den bereits namhaften Architekten Basarke aus Chemnitz. Er entwarf und plante die Gebäudekomplexe, wie sie auf dem abgebildeten Plan und noch heute in Oelsnitz/Erzgeb. weitestgehend sichtbar sind.    

Welche Relevanz ein solches fast hundertjähriges Dokument noch heute hat, wurde in den letzten Jahren und Monaten deutlich. Im Planungsprozess zur Erneuerung des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge waren und sind originale Pläne und Zeichnungen, wie dieser, enorm wichtig für die Projekt- und Bauplaner. Anhand dieser und weiterer ähnlicher Unterlagen werden beispielsweise Baukonstruktionen sichtbar, welche durch Umbauten so heute nicht mehr oder nur unzureichend erkennbar sind. Für die Fachwissenschaftler im Museum handelt es sich wiederum ganz klar um ein Objekt zur Dokumentation der Museumsgeschichte.

Zwar wird der Bauplan des Turm und des Mannschaftsbades so in der neuen Dauerausstellung nicht zu sehen sein. Doch wird er gewissermaßen zum erfolgreichen Umsetzen der Erneuerungsmaßnahmen und somit zum neuen Erscheinungsbild des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge beitragen.

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