Objekt des Monats Mai

Lebensgroße Skulptur eines Bergmanns 1935

Bleib gesund! Ähnlich wie der Bergmannsgruß „Glück auf!“, haben sich diese Worte aktuell vieler Orts zu einer Grußformel etabliert. Dass die Gesundheit gerade auch für die Bergarbeiter im Steinkohlenbergbau das höchste Gut war, dafür steht das Objekt des Monats Mai. Abgebildet ist ein lebensgroßer, mit Sockel knapp zwei Meter messender Hauer mit Pickhammer und Grubenlampe. Er flankierte einst eine Treppe des Bergarbeiterheims in Hartenstein.

Die Holzskulptur entstammt den Künstlerhänden des Hohndorfers Max Clauß (1900-1969) und ist ein schönes Beispiel für die Symbiose von Bergbautradition und erzgebirgischer Volkskunst. Der über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Bildhauer und Schnitzer begann seine künstlerische Karriere zunächst als Musterzeichner in der Textilindustrie. Schnell fand er jedoch seine eigentliche Leidenschaft und griff bereits seit 1926 „zum (Schnitz-)Messer“. Seine Arbeiten und die des Vereins zur Pflege volkstümlicher Kunst in Rödlitz, dem er 1923 beigetreten war, waren in zahlreichen Ausstellungen im gesamten Erzgebirgsraum zu sehen. Noch heute sind seine eindrucksvollen Skulpturen sichtbar. Ein lebensgroßer Strumpfwirker aus rotem Porphyr beispielsweise, flankiert heute noch die Einfahrt der ehemaligen Strumpffabrik in Bernsdorf bei Lichtenstein, heute Tröger Metallveredlung. Die Begabung und Bekanntheit Clauß‘ veranlasste die Bauherren des Bergarbeiterheims Hartenstein wohl auch, ihn mit der lebensechten Holzskulptur, unserem Objekt des Monats, zu beauftragen.

Wann genau der Hauer aus dem Bergarbeiterheim „auszog“ und ob im Zuge dessen der Sockel gestutzt wurde und die Grubenlampe einen Teil ihres Hakens verlor, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Für die museale Sammlung des Bergbaumuseums stellt er jedoch ein bedeutendes Kunstobjekt dar und ist gleichzeitig Symbol der sozialen Entwicklung der Bergarbeiter. Denn offensichtlich war die schwere, gefahrvolle und entbehrungsreiche Arbeit der Bergleute in den 1930er Jahren soweit ins Bewusstsein gerückt, dass eigens für sie ein Erholungsheim errichtet wurde. Am 1. Mai 1934 war der Grundstein für das nur ein Jahr später fertiggestellte Bergarbeiterheim gelegt worden. Aus zeitgenössischen Zeitungsartikeln geht hervor, dass den Bauleuten ein sportlicher Zeitplan von einem reichlichen Jahr vorgegeben wurde, um das Projekt zu verwirklichen. Bereits zur Einweihung, zu der 2000 Gäste geladen waren, konnten die ersten Kumpel in die mit modernster Einrichtung ausgestatteten Räume einziehen und sich zwei Wochen inmitten von Natur und guter Verpflegung erholen.

In den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges erfolgte kurzerhand die Umnutzung zur Frauenklinik aufgrund der Bombardierung der Zwickauer Einrichtung, sodass in zahlreichen Geburtsurkunden dieser Tage Hartenstein als Geburtsort vermerkt ist. Trotz der Errichtung des Heims während der Zeit des Nationalsozialismus, war man sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einig, dass eine solche Einrichtung auch weiterhin gebraucht wird und der Erholung der Bergarbeiter dienen soll. Das nunmehr „Erholungsheim des FDGB Aktionseinheit“ genannte Haus wurde bis 1989 genutzt. Seit 1997 wird es als Romantikhotel-Waldidyll geführt, sodass ein Kleinod bergbaulich geprägten Bauschaffens in seiner Ursprünglichkeit erhalten bleibt.

Der Hauer von Max Clauß wird vorerst im Depot des Bergbaumuseums verweilen und die Besucher 2023 in den neueröffneten Museumsräumen begrüßen.

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