Objekt des Monats Juni

Bierkrug des Bergschulabsolventen Kurt Rudolf Schindler 1925

Pünktlich zu Beginn der Biergartensaison hat das aktuelle Objekt des Monats seinen Weg in die Sammlung des Bergbaumuseums gefunden. Der Steingut-Bierkrug mit Deckel aus Zinn der Firma Wick-Werke ist eine Sonderanfertigung, eigens für Kurt Schindler zum Abschluss seiner Zeit an der Bergschule Zwickau 1925.

Der auf den ersten Blick recht einfach wirkende Humpen gibt bei näherer Betrachtung einige Informationen preis. Auf dem Scharnierdeckel mit Daumenruhe sind in lateinischen Buchstaben die Initialen des ehemaligen Besitzers „K S“ eingraviert, auf dem Deckelrand ist „Bergschüler Vereinigung Zwickau 1921 – 1925“ zu lesen. Die Farben der Bergschüler Vereinigung, Grün, Schwarz, Gold zieren in Form einer Schärpe den Rumpf des Kruges von rechts oben nach links unten. Darüber prangt in kunstvoller Ausführung der Zirkel der Studentenvereinigung. Es ist eine Art Monogramm, welches für Burschenschaften oder Studentenverbindungen üblich war und sich meist aus den Anfangsbuchstaben des Namens sowie eines Leitspruches zusammensetzt. Die Firma Wick-Werke, deren Signet an der Unterseite des Gefäßes zu sehen ist, ging zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der bekannten Manufaktur Merkelbach-Wick bei Koblenz hervor.

In der Bergschüler Vereinigung waren, dem Namen nach, eine Vielzahl aktueller und ehemaliger Bergschüler der Bergschule Zwickau organisiert und veranstalteten Konzerte und Vortragsabende. Die Bergschule Zwickau war 1862 als Ausbildungsstätte der unteren Beamten des Steinkohlenbergbaus gegründet worden. Die aufstrebende Industrie dieses Montanzweiges und der zeitgleiche Rückgang des Erzbergbaus hatten die Werke der hiesigen Steinkohlenreviere veranlasst, sich um eine eigene Ausbildungsstätte zu bemühen.  Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die Weichen für ein klar strukturiertes Bildungs- und Ausbildungswesen im sächsischen Bergbau gelegt worden. Der sieben-jährige Krieg hatte auch in Sachsen seine Spuren hinterlassen und in vielen Bereichen wurden Maßnahmen zum Wiederaufbau ergriffen.  Der besondere Weg im bergmännischen Bildungswesen war, dass hier theoretische und praktische Lehre miteinander verbunden wurde(n). So konnte, in einem streng hierarchischen System, eine berufsbegleitende Ausbildung zum niederen oder mittleren Beamten im Bergbau absolviert werden. Bei besonderer Eignung war im Anschluss sogar das Studium an der Bergakademie Freiberg möglich.

Der ehemalige Besitzer des Bierkrugs, Herr Schindler, war am 20. September 1903 in Zwickau geboren worden. Er hatte nach der Volksschule zunächst die Bergvorschule in Zwickau besucht und diese mit recht gutem Ergebnis abgeschlossen. Im Anschluss, 1921, begann er seine Ausbildung an der Bergschule. Auch hier konnte er sehr passable Leistungen vorweisen, wie aus den im Nachlass enthaltenen Zeugnissen hervorgeht. Besonders ist, dass Kurt Schindler trotz seiner Ausbildung in Zwickau keine Karriere im Steinkohlenbergbau einschlug. Sein Berufsleben führte ihn in die Kaliwerke Roßleben, in die Mitterberger Kupfer AG Bischofshofen, zur Mitteldeutschen Erdöl AG Wietze Kreis Celle, ins Kalkwerk Oberscheibe sowie ab 1932 als Betriebsleiter in den Steinbruch Steinigtwolmsdorf und das Staatliche Kalkwerk Hammerunterwiesenthal. Die Erinnerung an seine Bergschulzeit schien ihn bis zu seinem Ableben im Jahr 1999 begleitet zu haben und beschert dem Bergbaumuseum den glücklichen Umstand, seinen Nachlass für das kulturelle Gedächtnis der Region aufbewahren zu können.

Aus diesem Grund unterstreichen Erinnerungsstücke, wie das Objekt des Monats Juni, die große Bedeutung der Sammlungstätigkeit des Bergbaumuseums Oelsnitz in den Spezialbereichen des sächsischen Steinkohlenbergbaus. So wird auch das Bergschulwesen 2023 seinen Platz im Rahmen der neuen Dauerausstellung des Museums einnehmen.   

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