Abbau des Fördergerüsts 1997

Objekt des Monats August

Stahlfördergerüst aus Freital 1965

Das Besondere am Objekt des Monats während der 4. Sächsischen Landesausstellung ist, dass die vorgestellten Exponate nicht ausschließlich in einer Vitrine präsentiert werden müssen. So können, wie jetzt im August, auch Objekte ausgewählt werden, welche sogar die Dimension eines herkömmlichen Ausstellungsraumes sprengen.

 

Daher fiel die Wahl für den Monat August auf das Stahlfördergerüst, welches neben dem markanten Förderturm des Museums auf dem Gelände weithin sichtbar ist. Es stammt aus dem ehemaligen Bergbaubetrieb „Willi-Agatz“ aus Freital, vom dortigen Schacht 3 (WISMUT Schacht 360) und gelangte bereits 1997 ins Bergbaumuseum. Im Zuge der umfangreichen Umgestaltung des Außengeländes Ende der 1990er Jahre, wurde das Fördergerüst in seiner heutigen Position aufgestellt.

 

Das Exponat ist ein sehr gutes Beispiel für das Anliegen des Museums durch seine Sammlung und Ausstellungen den Steinkohlenbergbau ganz Sachsens abzubilden und zu repräsentieren. Denn neben Zwickau und Lugau-Oelsnitz gehörte Freital zu den drei großen Steinkohlen-revieren in Sachsen. Mit der ersten schriftlichen Erwähnung, einer Erlaubnis zur Förderung von Steinkohlen an den Münzmeister Hans Biener (vor 1542 – 1604) im Jahre 1542, erstreckt sich die Geschichte des Steinkohlenbergbaus im sogenannten Döhlener Becken (so die ältere Bezeichnung des Freitaler Reviers, da Freital selbst erst 1921 gegründet wurde) über mehrere Jahrhunderte. Im Zuge der Industrialisierung erhöhten sich auch hier die Fördermengen und neue Technologien sorgten zeitweise für eine Vorreiterrolle im sächsischen Steinkohlenbergbau. Als Mitte des 20. Jahrhunderts die Vorkommen im Freitaler Revier allmählich erschöpft waren, begann man uranhaltige sogenannte „Erz-“ Kohle zu fördern.

 

Noch 1953 war der als Wetterschacht abgeteufte Schacht 3, von dem das Objekt des Monats stammt, auf eine Teufe von knapp 166m niedergebracht worden. Zunächst war er mit einem hölzernen Fördergerüst ausgestattet. Mitte der 1960er Jahre entschloss man sich den Turm durch eine Konstruktion der Firma Hünich & Löwe, Maschinen- und Stahlbau aus Dresden zu ersetzen. Der Typus des Fördergerüsts war bereits beim Braunkohlentagebau für Wasserhaltungsschächte zum Einsatz gekommen und sollte in Freital bleiben bis auch die Erzkohlenvorkommen erschöpft waren und die gesamte Förderung 1989 eingestellt wurde. Für die Sammlung des Museums ist das Fördergerüst daher nicht ausschließlich Repräsentant des Freitaler Reviers. Es verdeutlicht ebenso die wichtige Rolle des Steinkohlenbergbaus als Bindeglied zwischen dem Erz- und Uranbergbau in Sachsen. Die WISMUT GmbH als Nachfolgebetrieb der SDAG WISMUT ist noch heute für die Sicherung der bergbaulichen Hinterlassenschaften im Freitaler Gebiet zuständig.

 

Zu sehen ist das Objekt des Monats im hinteren Bereich des Museumsgeländes und wird diesen Standort auch zukünftig behalten. Das umfangreiche Außengelände des Museumsareals ist gleichzeitig der größte Ausstellungsbereich der gesamten Anlage. Hier werden auf knapp 16.000 qm zahlreiche Großexponate aus den verschiedenen Revieren präsentiert. Sie veranschaulichen den allgemeinen Schachtbetrieb aber auch den Transport der geförderten Steinkohle sowie dringend benötigter Materialien für die tägliche Arbeit. Im begehbaren Güterwagen, der zwar nur symbolisch für die hier wegtransportierten Kohlenmassen steht, zeigt die Entwicklung der Zechenbahnen, wie stark sich vor allem die Infrastruktur der Reviere über die letzten 200 Jahre veränderte. Fahrradwege, Kohlenstraßen und andere Ausflugsziele der sächsischen Reviere machen diese alten Wege auch heute wieder neu erlebbar.

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