Objekt des Monats Oktober 2020

Truhe, 1934, Maße: ca. 135*54*50cm

„Es grüne die Tanne (,) es wachse das Erz (,) Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz“ Dieser Spruch ziert das Objekt des Monats, eine Holztruhe – und die ist schon ziemlich weit gereist. Aus dem ca. 400 km entfernten Schorndorf (Baden-Württemberg) stellte sie Tilman Steinmeyer dem Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge als Dauerleihgabe unter anderem für den Schauplatz KohleBoom. der 4. Sächsischen Landesausstellung zur Verfügung. Sie ist somit eines der Exponate mit dem weitesten Transportweg zum Museum.

Die Truhe ist mit verschiedenen Elementen des Bergbaus, wie beispielsweise unterschiedlichen Grubenlampen, bemalt und auf dem Deckel ist ein zweiter Spruch – „An Gottes Segen ist alles gelegen“ – zu lesen. Das Objekt des Monats war vermutlich ein Geschenk an den damaligen Leiter der Gewerkschaft Gottes Segen in Oelsnitz/Erzgeb., Eugen Steinmeyer, den Großvater des jetzigen Besitzers. Teile seines Lebenslaufs wurden wohl auf der Truhe verewigt: So stehen auf der Oberseite der Truhe links seine Initialen EST. Eugen Steinmeyer ist 1884 in Brenz, Kreis Heidenheim in Württemberg geboren und zog für sein Studium nach Freiberg. Den Umzug aus seiner Heimat ins Erzgebirge signalisieren vermutlich das ebenfalls auf dem Deckel abgebildete württembergische Wappen mit der Unterschrift „furchtlos und treu!“ sowie eine Fichte und vier kleine Kristalle. Das Datum über dem Wappen, 12.10.1903, weist sehr wahrscheinlich auf Eugen Steinmeyers Studium an der Bergakademie Freiberg hin, die der spätere Bergingenieur ab Oktober 1903 besuchte.

Die Bemalung der Truhe verrät noch mehr: Die ebenfalls auf dem Deckel abgebildete Jahreszahl 1934 und der Buchstabe B geben vermutlich Auskunft über den Anlass des Geschenks und den Hersteller: Der Buchstabe steht wohl für Paul Beckert. Dieser war in den 1920er und 1930er Jahren Hausarchitekt der Gewerkschaft Gottes Segen. Er soll die Truhe bemalt und Eugen Steinmeyer zu dessen 50. Geburtstag im Jahr 1934 überreicht haben. Denn die Familien Steinmeyer und Beckert waren laut Eugen Steinmeyers Sohn freundschaftlich miteinander verbunden.

Aktuell kann die Truhe im ehemaligen Maschinenhaus besichtigt werden, in dessen Kellergeschoss im Rahmen der 4. Sächsischen Landesausstellung die Geschichte des Kaiserin-Augusta-Schachtes –später Karl-Liebknecht-Schacht – dargestellt ist. Dieser bestand seit 1869 und wurde in den 1930er Jahren erweitert. Paul Beckert war hierbei unter anderem als Architekt für das Kesselhaus, das Maschinenhaus und das Knappschaftshaus tätig. Der Schacht wurde 1971 geschlossen. Seit 1986 beherbergt der Großteil der ehemaligen Schachtanlage das Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge. Dessen Geschichte und Entwicklung wurden im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung neu erforscht und werden erstmals präsentiert. Derzeit werden Teile des Museumsgeländes als Schauplatz KohleBoom. der 4. Sächsischen Landesausstellung bis Ende des Jahres genutzt, während weitere saniert werden. Anschließend bleibt das Museum bis zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung 2023 wegen Umbaumaßnahmen geschlossen.

 

Zurück