Foto: Heino Neuber

Objekt des Monats Dezember

Fahne des Sparvereins Frohsinn zu Neuwittendorf

1893

Passend zur Vorweihnachtszeit ist ein Weihnachtsbaum auf dem Objekt des Monats Dezember des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge zu sehen. Und zwar auf einer Fahne des Sparvereins Frohsinn zu Neuwittendorf. Der Grund hierfür wird durch die Aufschrift deutlich: Die Fahne wurde dem Sparverein zum Weihnachtsfest 1893 gewidmet

Das steckt dahinter: Sachsen war im 19. Jahrhundert ein aufsteigendes Industrieland. Um vor allem den Arbeiterinnen und Arbeitern das Sparen zu erleichtern, wurden Sparvereine gegründet. Ihre Mitglieder zahlten wöchentlich einen bestimmten Betrag ein und gaben ihn einer ausgewählten Person, die das Geld verwaltete und teilweise zur nächsten Sparkasse brachte. Das Hauptziel dieser Vereine war – wie der Name bereits verrät – das Sparen. Die Gründe, warum Geld zurückgelegt wurde, unterschieden sich: Es gab beispielsweise Vereine, bei denen die Gelder für einen bestimmten Anlass wie etwa für die Ausrichtung der Konfirmation oder das Bezahlen von Ausbildungen gespart wurden. In anderen Vereinigungen wurden über das Jahr Rücklagen gebildet und im Dezember wieder ausbezahlt, um Geld für das Weihnachtsfest zur Verfügung zu haben. Teilweise wurde auch Geld für die Gemeinschaft eingezahlt, um sich gegenseitig in Notlagen wie beispielsweise Todesfällen zu unterstützen.

In Sachsen gab es mehrere hunderte Sparvereine. Laut zeitgenössischer Literatur existierten 1910 allein in Chemnitz über 400 dieser Vereinigungen.

Wie das Objekt des Monats zeigt, gab es auch in Neuwittendorf, das heute zur Stadt Oelsnitz/Erzgeb. gehört, eine solche Vereinigung: den Sparverein Frohsinn. Die Aufschrift auf der Fahne verrät, dass dieser im September 1891 gegründet wurde. Zu welchem Zweck die Mitglieder des Vereins sparten, ist unklar. Aufgrund der Widmung der Fahne zum Weihnachtsfest 1893 ist ein Zurücklegen der Gelder zu diesem Fest aber naheliegend.

Das Objekt des Monats wurde dem Bergbaumuseum bereits 1984, also zwei Jahre vor der Eröffnung, geschenkt. Auch wenn die Fahne keinen direkten Bezug zum Steinkohlenbergbau aufweist, so ist sie dennoch für die Entwicklung des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers bedeutend und ein wichtiger Bestandteil der reviergeschichtlichen Sammlung, denn in diesem Bereich werden Sachzeugen der Geschichte des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers und seiner Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte aufbewahrt, da es kein Regional- oder Stadtmuseum oder anderes Museum gibt, das sich dieser Thematik umfassend widmet. Die reviergeschichtliche Sammlung enthält Objekte, die den Wandel der Region dokumentieren, wie beispielsweise die Entwicklung von der agrarisch-hausindustriell geprägten Gegend zur Bergbauregion. Zudem beinhaltet sie Gegenstände, die die Geschichte der Orte des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers repräsentieren. Da es in der Region weiterhin Entwicklungen gibt, die auf den Steinkohlenbergbau zurückzuführen sind, wird die reviergeschichtliche Sammlung auch künftig erweitert werden.

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