Foto: H. Neuber

Objekt des Monats Mai

Paradesäbel für Bergbeamte des EStAV

Der internationale Tag des Museums findet dieses Jahr in Deutschland am 19. Mai statt und wird unter dem Motto: Museen – Zukunft lebendiger Tradition stehen. Museen sind demnach Knotenpunkte zwischen der Tradition von gestern und den Bräuchen von morgen. Sie bewahren und präsentieren die Tradition eines Ortes, einer Region, eines Landes oder, wie im Falle des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge, eines Industriezweiges in Form von Bräuchen, Schriftgut und Dingen.

Ein dingliches Beispiel für die alte Tradition der Bergparaden aus der Sammlung des Bergbaumuseums, ist das Objekt des Monats Mai. Der Säbel eines Beamten des Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktienvereins zu Zwickau, kurz EStAV, fand seinen Weg ins Museum im letzten Jahr aus einer Privatsammlung. In der neuen Dauerausstellung wird er mit weiteren wertvollen Exponaten der Uniformensammlung zu sehen sein. Der Begriff Paradesäbel lässt bereits vermuten, dass es sich hierbei keineswegs um eine im Kampf einzusetzende Waffe, sondern vielmehr um ein Zierelement der Beamtenuniform handelte.

Der Zustand des Objektes ist ausgesprochen gut und lässt den Schluss zu, dass es nur wenige Besitzer hatte. Außerdem konnte mit dem Säbel ein äußerst seltenes Stück Paradebewaffnung aus den westsächsischen Steinkohlenrevieren in die Sammlung des Museums aufgenommen werden. Nur zwei vergleichbare Stücke sind noch bekannt.

Die „Einkleidungs- und Paradedienst-Ordnung für den Knappschaftsverband auf den Werken des Erzgebirgischen Steinkohlen-Actienvereines“ von 1854 schrieb genau vor, wie die Uniformen, Hüte sowie Paradebewaffnung auszusehen hatten und wie sie getragen wurden. „Der Säbel mit neusilbernem Gefäße ohne Korb hat eine schwarze Lederscheide mit neusilbernem die Berginsignien tragenden Beschläge, ein silbernes einfarbiges Porte-epée von der Stärke der Armtour, bei den Officianten der ersten beiden Classen…“, so in der oben genannten Paradeordnung festgeschrieben. Am Klingenrücken ist die Gravur des Herstellers „E. L. Voigt in Dresden“ sehr gut zu erkennen. Dieser namenhafte Schwertfeger, so die Bezeichnung dieses Handwerkerberufs, ist ab 1816 nachweislich bekannt und wirkte unter anderem am Haupt-Zeughaus in Dresden. Richard Wagner selbst soll einen Säbel bei Voigt in Auftrag gegeben haben.

Die Tradition der Bergparaden geht Jahrhunderte zurück und hat ihren Ursprung im Erzbergbau des Erzgebirges. An hohen Festtagen und anlässlich des Besuches wichtiger Persönlichkeiten marschierten die Bergleute in festlichen Uniformen auf. Der Steinkohlenbergbau, der in Sachsen vor allem im 19. und 20. Jahrhundert betrieben wurde, übernahm diesen Brauch, ohne große Veränderungen vorzunehmen. Ein ideales Beispiel lebendiger Tradition. Denn Bergparaden sind auch heute noch und gerade zur Weihnachtszeit für viele Menschen besondere Höhepunkte. Nicht ohne Grund gehören sie seit 2016 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.

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