Foto: D. Weise

Objekt des Monats November

Blende zweite Hälfte 19. Jh.

Mit den letzten warmen Sonnentagen im Oktober geht es nun langsam in die kalte und dunkle Jahreszeit. Ein Grund mehr mit dem aktuellen Objekt des Monats ein wenig Licht in die Dunkelheit zu bringen. Aus diesem Grund fiel die Wahl im November auf einen der wichtigsten, wenn nicht den wichtigsten Begleiter der Bergleute: das Geleucht.

Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Blenden, wie das gezeigte Exemplar, in Sachsen nachweislich verwendet. Da sie das für die Arbeit unter Tage unerlässliche Licht vor Wetterzug oder Tropfwasser schützten, konnten sich die neuen Lampen schnell flächendeckend verbreiten. Typisch waren die bogenförmig gefertigten Holzkästen mit einer offenen Seite. Diese konnte mit einer in Holz gefassten Glasscheibe verschlossen werden. Für die nicht brennbare Innenauskleidung wurde in der Regel Messingblech verwendet, denn es erhöhte zusätzlich den Schein des Lichtes. Ebenfalls aus Messing waren die kleinen Öllampen im Inneren der Blende. Man nannte sie Kuckuck und sie wurden in der Hauptsache mit sogenanntem Rüböl aber auch Talk und später Petroleum betrieben. Außerdem konnten sie auch außerhalb der Blende verwendet werden. Zusätzlich zur Öllampe war meist eine Vorrichtung zum Einstellen einer Kerze vorgesehen. Löcher in der Rückwand versorgten die Flamme mit ausreichend Sauerstoff. Vor der Rückwand war ein Schlitz zum Verstauen des Glasschiebers vorgesehen. Der an der Rückseite angebrachte Metallhacken diente zum Tragen und Verstauen der Blende an Kleidung oder Gürtel. Das vorliegende Exemplar stammt sehr wahrscheinlich aus dem Besitz eines Beamten, da der Haken aus Kupfer und nicht, wie üblich, aus Eisen gefertigt wurde. Und sein Geleucht schien ihm sehr wichtig, denn der im oberen Bereich gebrochene Schieber wurde sorgfältig mit einer Blechummantelung repariert.

Wie die meisten der vorgestellten Sammlungsstücke, ist auch das Objekt des Monats November wieder mit vielen Fragezeichen versehen. Aus den Unterlagen geht hervor, dass die Blende bereits 1953 in museale Bestände überging. Unter der Kennung „Herkunft“ ist „Überreicht vom Büro Walter Ulbrichts“ vermerkt. Tatsächlich besuchte Walter Ulbricht 1949 den damaligen Karl-Liebknecht-Schacht und das Lugau-Oelsnitzer Revier. Vom Überreichen einer Bergmannslampe ist jedoch nichts überliefert. Dass die Blende von hier stammt ist allerdings sehr sicher. Der hornförmige kleine Griff zum Entnehmen und Einführen des Glasschiebers war üblich und spezifisch für die Gegend.

Wem das Stück jedoch einmal gehörte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Auch wie es den Weg in das Büro Walter Ulbrichts fand, kann nur spekuliert werden. Erhielt er die Grubenlampe vielleicht bei seinem Besuch hier? Oder waren Lugau-Oelsnitzer Bergleute zu Besuch in Berlin gewesen? Vielleicht findet sich gar ein Leser, der an dieser Stelle Licht ins Dunkel bringen kann? In der neuen Dauerausstellung erstrahlt die Blende dann in neuem Licht und nimmt ihren Platz innerhalb der umfangreichen Lampensammlung im Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge ein.

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